Samstag, 18. Juni 2005

5. Die Studenten

Studium Revue passieren lassen

1. Stimmung im Studiengang

So schlecht, dass Professoren und andere Semester sogar darauf aufmerksam werden. Bei Referaten lachen, unerschütterlich Schwätzen, dass man selbst drei Reihen weiter vorn noch jedes Wort versteht, Hetzereien und Lästereien, unbegründete Ellenbogen-Attitüden, extreme Cliquenbildung, Dissen nonstop...
Könnte endlos weiter schreiben. Aber ich glaube das macht stark für mögliches späteres Mobbing im Beruf. Wenigstens etwas Gutes.

Andrea Diener besucht OJ-Studenten

oder Was davon in Erinnerung blieb...

autoren-andreadiener

Das war sie nun also. Andrea Diener, unser prominenter Besuch aus den unergründlichen Weiten der Blogosphäre. Die Studentin der Anglizistik und Kunstgeschichte aus FFM besuchte uns im Rahmen unseres Weblog-Seminars bei Thomas Mrazek. Doch wer wie ich mit einer typischen, klischee-erfüllenden Kampflesben-Bloggerin rechnete, hatte sich gründlich geirrt. Eine zierliche, stilsichere und erfrischend leise Persönlichkeit sollte die nächsten anderthalb Stunden um unsere Aufmerksamkeit buhlen.

Durch ihr angenehmes und publikumsnahes Auftreten und durch ihr Aus-dem-Nähkästchen-Plaudern fiel uns das Zuhören nicht wirklich schwer. Interessant war auch dass Andrea gar keinen DSL-Anschluss hat und nach wie vor analog ins Netz geht. Wer Andrea anfangs vielleicht unterschätzt hatte, wurde eines Besseren belehrt. Die Bloggerin hat sich durchaus einen Namen in der Szene gemacht. Ihre Texte wurden sogar in der Satirezeitung und nicht zuletzt auch im allseits beliebten ;-) Buch "blogs!" veröffentlicht. Von ihrem Erfolg habe sie erst richtig Notiz genommen, als sie in einer Buchhandlung vor eben diesem Buch stand.
Pro Tag lesen 20 bis 400 User ihren Blog. Doch der besticht nicht durch reißerische Glossen oder Entertainment XXL. Zunächst erscheint gig.antville schlicht. Das Layout sehr spartanisch, die Beiträge sehr lang. Doch die Schlußfolgerung "Bäh, langweilig", die einige Mitstudenten anfangs äußerten, sollte nicht bestätigt werden. Spitzfindig und spitzzüngig berichtet sie von der Frankfurter Buchmesse, den Parties drumherum, ihren Anliegen im Alltag, der Reise durch die Realität. Auch die Schriftstellerei liegt ihr dabei sehr am Herzen, denn schließlich hat sie in ihrem Leben schon so einige Bücher gelesen und auch manchmal die jeweiligen Autoren kennengelernt. Doch über die Texte, die andreaffm auf ihren Weblog stellt , schläft sie gerne eine Nacht, bevor sie diese in das World Wide Web entlässt. "Das hilft!" meint Andrea und schmunzelt. Sie verinnerlicht ihre Beiträge gern, um gegen mögliche Kritiker gewappnet zu sein.

Denn auch sie muss manchmal unter Kommentaren von so genannten Trollen leiden. "Die kann man aber nur ignorieren, etwas Anderes bringt da nichts." Trotzdem ist sie offen für Kommentare - solange sie konstruktiv sind. Sie selbst kommentiere nicht so häufig. Das liegt aber auch wohl an ihrer Ferne zum "typischen Bürgerlichen", wie Bildzeitung lesen oder sich vom Unterschichtenfernsehen berieseln zu lassen. "Das kann ich wohl intellektuell nicht mehr so ganz bewältigen", lacht sie selbstironisch. Auch in ihrem anderen Text, den sie uns vorträgt, kann man sehr deutlich den subtilen Zynismus und das Unverständnis über den heutzutage vorherrschenden Hedonismus herausklingen hören. Sie polarisiert und demonstriert leise und doch mit einer oft bissigen Deutlichkeit. "Ja, ja ich bin halt alt und frustriert", lacht Andrea und spielt damit auf einen ihrer "Kritiker" an. Trotzdem hat sie uns bzw. zumindest Simone und mich doch vom Gegenteil überzeugen können. Der Einblick in den Erfahrungsschatz eines "alten Blogger-Hasen" war sehr interessant und als Abschluss der Lehrveranstaltung mehr als passend gewählt.
Abschließend sei noch die übermäßige Redseligkeit des Dozenten und die unterdurchschnittliche Fragseligkeit der Studenten kritisiert.
Wir danken Andrea Diener für ihren Besuch und wir werden uns bestimmt mit einigen Gegenbesuchen revanchieren.

Von Simone Rapp und Katja Miorin

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