Montag, 3. April 2006

China wächst... Wohin?

Eben im ZDF Nachtstudio eine Gesprächsrunde zum Thema "Wem die Stunde schlägt - Die chinesische Herausforderung" geschaut. Neben dem Moderatoren mit dem fragwürdigen Namen Volker Panzer waren auch vier ausgewiesene Kenner Chinas - der Reporter Wolfgang Hirn, die etwas zu zurückhaltende Kulturwissenschaftlerin Lydia Haustein, der Schriftsteller und Sinologe Tilmann Spengler und der beeindruckendste Mann dieser Runde, der Journalist Shi Ming an der Diskussion beteiligt.


Kind_in_Xian

Ein Thema mit so vielen Facetten, das mir wiedermal meinen Schlaf rauben wird.

China gilt nicht umsonst als neu heranwachsende Wirtschaftsmacht. Man denke hierbei einmal an den Deal mit IBM und einem chinesischen Konzern, der natürlich (dem Kommunismus sei Dank) in staatlichen Händen liegt. Doch nicht nur die Wirtschaft floriert, auch die Abnehmer, die Konsumenten sind ja zuhauf vorhanden. China gilt als bevölkerungsreichstes Land der Erde. Es hat mit 1,3 Milliarden mehr Einwohner als die USA und Afrika zusammen.
Dieses Land mag als wirtschaftliche Bedrohung wahrgenommen werden, aber was sich in dieser Talk-Runde auch noch abzeichnete, finde ich persönlich viel erschreckender. Denn neben dem Ein-Parteien-Systems gilt dort auch eine andere gefährliche Bestimmung, die Ein-Kind-Politik. Generell nicht unpraktisch (wie die Titanic in einem anderen Zusammenhang schreibt: "Ein bisschen Bevölkerungsschwund ist immer", und der wäre ja auch nicht so schlimm), aber welche Auswirkungen das auf die Entwicklung der chinesischen Gesellschaft haben wird, ist nicht auszudenken.
In China muss eine Frau ihren Foetus auf etwaige Missbildungen praenatal testen lassen, Abtreibungen sind bei einem positiven Befund zwingend vorgeschrieben. Oft ereilt Mädchen das gleiche Schicksal. "Die Ein-Kind-Politik wird in der Vier-Zwei-Eins-Familie münden, in der ein Kind vier Großeltern und zwei Eltern versorgen muss, und das mit einem dramatischen Detail - Mädchen, pränatal diagnostiziert und abgetrieben, fehlen überproportional. Wie in Indien und fast ganz Ost- und Südostasien." Quelle: SZ
Der kleine Kaiser, der Versorger einer Generationen-Familie wird natürlich schon in frühen Jahren gedrillt und geformt, denn Reichtum, Wissen und Können sind für einen jungen Chinesen oberste Priorität. Schon mit drei Jahren sollen sie Klavier lernen, mit fünf Englisch and so on. Die Theorie über Eugenik und richtige Pflege und Ernährung der Babys, die Erziehung bereits im Fötusstadium und die frühzeitige Intelligenzerschließung der Säuglinge und Kleinkinder findet bei den Eltern guten Anklang. Die Beachtung der Früherziehung von Kindern treibt die Entwicklung der Kleinkindererziehung voran. Die eigenwilligen und verzogenen Kinder dürfen auf der einen Seite machen, was sie wollen (die Babies haben keine Windeln, die machen durch ein Loch in ihrer Hose, ich frag mich wie die jemals sauber werden) auf der anderen Seite wird ein Nachlassen, ein Nicht-Können mit Liebesentzug bestraft, so dass die Kinder konditioniert werden, sie wären nur liebenswert, wenn sie zu den Besten gehören. Guter Mittelstand, 'sein bestes Geben' ist hier nicht genug. Der Drill wirkt sich natürlich aus. Egoisten, Ellenbogen-Verhalten, linke Bazillen, die nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind. Denn wer nicht ganz oben mitspielt, der geht unter. Sehr verbreitet ist auch eine üble Mentalität, sich gegenüber seinen Mitstreitern oder Konkurrenten nicht völlig zu offenbaren und erst am Ende, wenn alle Anderen schon am Ende ihrer Kräfte und ausgelaugt sind, mit seinen geheimen Fähigkeiten und dem verborgenen Wissen zum finalen Schlag auszuholen.

Was aus solchen Kindern wird, welche Zwänge, Neurosen oder Perversionen sich daraus ergeben, steht noch in den Sternen. Doch wenn man den Aspekt berücksichtigt, dass in keinem Land der Welt so viele Menschen exekutiert werden wie in China, bleibt nur die Hoffnung, dass es die "Richtigen" erwischt (Sarkasmus, nicht ernst!) und irgendwo die Menschlichkeit über soviel Abartigkeit obsiegt.

Weiterlesen:

Chinablog
Artikel Chinafokus
FAZ Interview mit Shi Ming
Shi Ming, Gesellschaftliche Diskursivität in China

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