Montag, 31. Oktober 2005

Outing eines kleinen Mädchens

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Also, so langsam glaube ich ja, bin ich doch größtenteils erwachsen. Aber bei diesem Anblick könnte ich trotzdem wie ein Teenie kreischen und lechzend meine Jungfräulichkeit anbieten. Sorry, fürs Outing, aber ich bin halt auch nur eine Frau.

Randgruppe die Sechste: Raucher

Ohne Zigarette schmeckt der Kaffee nur halb so gut

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Photo: popperschule.at


Ob nun „Rauchen lässt ihre Haut altern“ oder „Rauchen schädigt ihre Spermatozyten“ – bei der Anti-Raucher-Kampagne ist sowohl für Sie, als auch für Ihn die passende Schreckensbotschaft vom Bundesgesundheitsminister dabei. Doch was würdet ihr denn ohne uns Raucher machen? Gemäß dem Falle alle Raucher hören geschlossen auf oder sterben den kollektiven Tod der Herzinfarktgeneration - die scheinbar heile Welt würde sich in Rauch und Dunst auflösen und nichts wäre mehr so, wie es war.

Etwa die Hälfte des Rauchergeldes landet beim Staat. Eine Tatsache die nicht zu beein¬drucken scheint. Verunstaltete Zigarettenpackungen, schmerzhafte Preiserhöhungen, Schreckens¬meldungen sogar in der Fernsehzeitung und gravierende Beschneidungen der persönlichen Freiheit, wie Rauchverbot an öffentlichen Plätzen, in Büros und jetzt sogar in der Gastronomie – noch nie war das unbeschwerte Raucherleben so hart.

Dabei wolltet ihr Nichtraucher doch schon früher auf dem Schulhof am liebsten bei uns stehen. Unsere Ver¬wegen¬heit, unsere revolutionäre Ausstrahlung und nicht zuletzt unser Mut imponiertem so manchem Stubenhocker. Denn schon damals lebten die Raucher gefährlich. Militante Nicht¬raucherpetzen, missmutige Direktoren und verständnislose Eltern erschwerten bereits in jungen Jahren die ungestörte Entwicklung eines heranwachsenden Rauchers. Doch spinnt man die Geschichte mal weiter, so sollten die Nichtraucher heute vor uns auf die Knie fallen und die sich langsam schwarz färbenden Raucherbeine küssen.

Gäbe es uns nicht, so hätte die nun schon chronisch bankrotte Regierung mit einem noch viel größeren Haushaltsloch zu kämpfen. Seid doch dankbar, dass wir mit unserer Sucht die Wirtschaft ankurbeln und trotz immer höherer Steueranteile an einem Päckchen Zigaretten tapfer den Rauch in unsere Alve¬olen ziehen. Manche von uns hätten schon ein Häuschen im Grünen und einen Sportwagen. Aber Nein, wir zahlen lieber Steuern und zünden uns unsere Zigaretten symbolisch mit einem Fünfzig-Euro-Schein an. Ja, so verwegen sind wir, so unvernünftig. Und das ist auch das einzig gefährliche was Einem noch bleibt in einer Welt, in der man doch alles hat und lebt wie in einem Seidenkokon. Ihr wollt uns das nehmen? Ihr wollt uns verbieten in euren Bahnhöfen zu rauchen? Aber wir waren an der Finanzierung beteiligt. Und ihr schiebt uns ab wie ausgediente Gastarbeiter. Wir riskieren täglich unsere Gesundheit und was wir dann zu hören kriegen ist: Wer raucht, der frisst auch kleine Kinder. Aber müssten eure Kinder denn nicht viel mehr Leuten später die Rente finanzieren, würden wir uns nicht um die Ecke rauchen. Und für euch steigt die Chance auf einen Platz im Altenheim, während wir das Buch „Endlich Nichtraucher“ verspottend auf einer Wolke sitzen und endlich ungestört und genüsslich an einer Kippe ziehen können. Die meisten Raucher sterben nicht an Krebs, sie erfrieren auf Balkonen. Dabei solltet ihr unseren Bit-by-Bit-Suizid unterstützen, es entstehen nur Vorteile für Euch.

Wundervolle Filme mit Persönlichkeiten wie Marlon Brando oder James Dean, die rebellenhaft quarzen, „denn sie wissen nicht, was sie tun“. Beeindruckende Musik von Joe Cocker oder Bob Marley. Welcher Künstler würde denn von sich behaupten, er sei ja so stolz darauf, Nichtraucher zu sein. Wie uncool! Was wäre die Welt ohne die heldenhaften Raucher, die unbeschwert zu ihrer Sucht stehen und uns die Illusion von rauer Natur, echten Männern, verruchten Ladies und grenzenloser Freiheit propagieren. Wir wären um einige ausschwei¬fende Vorstellungen und unabdingbare Erfahrungen ärmer.

Natürlich weiß jeder Raucher, wie schädlich das Inhalieren des Glimmstängels ist. Aber auch jeder übergewichtige Mensch weiß, was er seinem Körper antut, wenn er den vierten 3-Liter-Eisbecher in der Woche kauft. Nur steht darauf nicht „Maßlosigkeit kann tödlich sein“ oder „Fressen fördert ihre Adipositas“. Ein Glück für die Übergewichtigen, die wohl genauso die Krankenkassen belasten wie ihre Leidensgenossen, die Raucher. Doch Auto-Aggression ist meines Wissens nach nicht strafbar.
Süchte entstanden wohl aus dem Bedürfnis heraus, etwas im Mund haben zu wollen. Schon Babies stecken sich alles Mögliche in den Mund und saugen daran. Dass viele Männer die Zigarette als Phallus-Symbol betrachten scheint nicht verwunderlich. Ja, Rauchen macht sexy. So wäre es doch verdammt schade aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen diesen wunderbaren Reiz aus unserer Welt zu entfernen. Denn auch den Nichtrauchern würde etwas fehlen - zumindest der erbitterte Kampf um die ach so frische Luft.

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